Schlaflosigkeit und Schlafstörungen

Damit wir an keine Schlaflosigkeit und Schlafstörungen leiden

Wie es normalerweise funktionieren sollte

Die Welt und alles in ihr verläuft seit Urzeiten in Wellen und Kreisen. Aktivität wird von Erholung abgelöst, nach der Arbeit kommt das Ausatmen und die tägliche Hast wird von der erfrischenden Nacht unterbrochen. Der winterliche Schnee deckt zu und konserviert alles Neue, was die vorangegangenen fruchtbaren Monate hervorbrachten. Und dem Menschen, dem kleinen Spiegelbild des Makrokosmos, bleibt nichts anderes übrig, als sich dieser Wellenbewegung ebenfalls anzupassen. Nicht umsonst betonten alle großen Taoisten über Jahrhunderte das eine: Verfolge die Natürlichkeit der Natur und es wird dich Harmonie erwarten.

Im menschlichen Organismus stellt das Zusammenspiel aller aktiven Vorgänge die uns bereits bekannte Energie Qi dar. Bei Tag kreist sie munter in den Bahnen, um überall dort zur Verfügung zu stehen, wo sie benötigt wird. Dort, wo überlegt, gesprochen, sich bewegt werden muss, das Blut in den Adern zirkulieren und im Gewebe die Ernährung, Verarbeitung der Speisen und weitere wichtige Vorgänge ablaufen müssen. In diesem Kapitel widmen wir uns besonders der zuerst genannten Rolle des Qi – ihrer mentalen Rolle. Gedankliche Vorgänge sind aus Sicht der traditionellen chinesischen Medizin die aktivsten Tätigkeiten, zu denen der Mensch fähig ist und die dem Yang am meisten entsprechen. Lesen Sie diesen Artikel nicht mehr für eine Weile und versuchen Sie, an nichts zu denken. Also auch nicht daran, an nichts zu denken. Wahrscheinlich wird Ihnen das nicht gelingen, denn die sich immerwährend in Bewegung befindliche Energie lässt sich nicht ohne langfristige und eifrige Übung zum Stillstand bringen. Die chinesische Medizin hat wieder einmal ihre eigenen aus unserer Sicht originellen Ansichten über die Prozesse des Denkens und der mentalen Welt überhaupt. Für das Denken sind vor allem drei Organe verantwortlich, von denen das Herz, nach der chinesischen Physiologie die Wohnung des Geistes, und damit das wichtigste ist. Dem Herzen gehört das Gebiet, das sich als Produkt der grauen Gehirnhaut bezeichnen ließe. Wenn wir irgendeinen Vergleich erwägen sollten, so wäre für den modernen Menschen der Vergleich mit einem Computer der passendste. Es kommt auch hier wie beim Computer zur Klassifizierung der gewonnenen Angaben. Zu deren Analyse und Einteilung gehört aber auch das Körperbewusstsein und Weisheit. Hätten wir nur die Eigenschaften des Herzens, wären wir alle irgendwie gleich, relativ einfarbig und es wäre maximal der eine etwas klüger als der andere. Die notwendige Farbe und Saft gibt die Leber den geistigen Vorgängen, die all die herrlichen irrationalen, emotionalen und intuitiven Färbungen unserer Psyche sicherstellt. Hier befindet sich das nicht Gefesselte, Impulsive und Unberechenbare, kurz all das, was ein Computer wahrscheinlich niemals können wird. Der Produktion und dem Fluss der Gedanken assistiert auch die Milz, die auch zur Erhaltung der Konzentration beiträgt. Das Dreigestirn der Organe – Herz, Leber, Milz deckt nahezu alles ab, was sich nach unserer „modernen“ Vorstellung im Gehirn abspielt. Geistige Aktivität braucht als die typischste Yang-Aktivität eine ständige Ernährung und materielle Unterstützung, so wie das lodernde Feuer ständig mit Holz genährt werden muss. Das körperliche Yin, vor allem in Gestalt des Blutes, gewährt aber nicht nur den benötigten Brennstoff, sondern schützt auch gleichzeitig vor übermäßiger Ausbreitung und Wucherung des gedachten Feuers. Illustrativ kann der Vergleich mit dem Motor sein. Yang ist die Kraft, die den Motor antreibt, ist die Wärme, die bei diesem Prozess entsteht, und in letzter Folge die Bewegung des Autos, also die Aktivität. Yin wäre in diesem Fall das Benzin, vor allem aber das Motorenöl, eventuell auch das Wasser im Kühler. Die zwei sind Gegengewichte, die sich gegenseitig brauchen. Im menschlichen Organismus, der die Natur kopiert, entzündet sich mit Sonnenaufgang auch der Yang-Funke der geistigen Welt und die Gedanken beginnen zu arbeiten: Was ziehe ich heute an, was steht auf dem Programm, was muss erledigt werden usw. Diese Aktivität dauert in unter- schiedlicher Intensität den ganzen Tag an und hört erst mit Sonnenuntergang auf. In der Mikrowelt des menschlichen Organismus verlieren sich die Aktivität und Gedanken wie müde Ameisen irgendwo tief im Ameisenhaufen, um dort zu ruhen und Kräfte für die morgigen Leistungen zu sammeln. Nach Ansicht der chinesischen Medizin wird das Seelenleben in der Nacht von Ruhe ernährt. Es verläuft ein aktives Nichtstun, intensive Ruhe, was nur auf den ersten Blick paradox klingt. Morgens geht die Sonne wieder auf, der unter- geordnete Ruf des himmlischen Yang – und auf geht es zur Arbeit. Anfangs aber schön langsam, denn wie wird so schön gesagt: „Du kannst am Morgen von mir noch nichts wissen wollen, noch kann ich nicht denken.“ Nach und nach geben wir an Aktivität zu, je nachdem, was für ein Tag uns gerade erwartet. So sieht die Ansicht des täglichen Lebens in geistigen Sphären aus.

Wie man eine Herde von Pferden zähmt

Die moderne Zeit bringt uns in Turbulenzen. Erfolg und Stellung bedingen immer höhere leistungsmäßige Verbrennung, Konkurrenzsituationen bedrängen uns immer mehr. Auf unseren Platz drängt sich ein anderer, und wenn sich gerade niemand drängt, wird sich an unseren Fehlern gütlich getan. Es gelingt nicht alles so, wie wir uns das vorstellen. Also schalten wir unseren Verstand ein, halten uns in höchster Aufmerksamkeit und analysieren und analysieren. Nach dem gültigen Gesetz – je größer die Aktion, desto größer die Reaktion. Es handelt sich um eine erzwungene und durch die Umstände herausgepeitschte geistige Aktivität. Es gibt aber auch noch eine andere Möglichkeit der geistigen Überanstrengung, die uns mindestens den gleichen Kraftaufwand kostet, aber im Unterschied zu der vorherigen zu absolut nichts gut ist. Es handelt sich um die Einsetzung der Gedanken für ein privates inneres Kino. Wir erleben eine mehr oder weniger unangenehme Situation und kehren immer wieder zu ihr zurück, spielen sie in Gedanken in vielen Varianten durch.

„Wenn ich damals nicht das, sondern das gesagt hätte, wäre es bestimmt besser ausgegangen. Wenn ich ihr direkt gesagt hätte, was ich von ihr denke“, und so weiter. Diese Art der Grübelei ist für den Organismus schädlicher, denn sie schlägt uns zurück in das Durchleben einer Situation, bringt uns wieder zum Brodeln, obwohl wir uns doch ein ruhiges Nachmittagspäuschen beim Tee vorgenommen hatten. Die Hormone der Nebenniere, die wir über den virtuellen Stress herauspressen, haben keine Möglichkeit sich abzubauen, sich zu erschöpfen. Anstatt der ruhigen Siesta befinden wir uns inmitten eines Zustandes von Herzklopfen, Schweiß und Unruhe, die uns aus dem Sessel treibt.

Nach Ansicht der alten Chinesen lässt sich die geistige Aktivität mit einer Herde von Pferden vergleichen. Am Tag die Arbeit an der Deichsel und unter dem Sattel, abends über die Felder und Wiesen wieder zurück nach Hause. Hier bekommen die Pferde Hafer und werden entsprechend gestriegelt, damit sie am folgenden Tag wieder in voller Parade zur Arbeit aufbrechen. Welch ein Jammer aber, wenn die Pferde durch unsere oder fremde Schuld scheuen. Sie vernichten alles, trampeln alles kaputt, helfen nicht und vor allem, versuchen Sie einmal, eine solche Herde in den Stall zu bekommen! Im menschlichen Körper heißt das konkret: in die Koppel von Herz und Leber. Gelingt dies nicht, so schläft man entweder gar nicht ein oder wacht häufig auf, zumindest aber träumt man viel und oftmals schlecht. Klar ist, je mehr Pferde draußen im Freien die Nacht zubringen, desto weniger sind am nächsten Tag für die Arbeit bereit.

Für die Vertreter moderner Beispiele führe ich eine Situation an, bei der Sie nach einer ganztägigen Autofahrt in die Garage fahren, den Motor nicht ausschalten, sondern ihn laufen lassen. Am nächsten Morgen steigen Sie wieder in das Auto mit überhitztem Motor sowie verbrauchtem Benzin und Öl ein, um auf eine weitere anspruchsvolle Fahrt zu gehen.

In letzter Zeit gibt es amerikanische Studien, die besagen, dass derjenige länger lebt, der wenig schläft (ähnlich wie derjenige, der wenig isst). Aus Sicht der chinesischen Medizin ist der Mensch aber kein Perpetuum mobile. Er muss seine Batterie irgendwie aufladen, was im Schlaf auf ideale Weise möglich ist. Es ist wahr, dass es Menschen gibt, die wesentlich mehr Schlaf benötigen als „gesund“ ist (12 Stunden), und das ist in der Tat ungesund. Keines der Extreme, weder zu wenig noch zu viel Schlaf bringt dem Menschen einen Vorteil. Es gibt Nachteulen und Lerchen, die Chinesen würden sagen, sie sind ein Yin- oder Yangtyp. Die Yang-Lerchen brauchen nicht so viel Schlaf, da ihnen ihre Konstitution eine sehr schnelle Regeneration ein- schließlich kurzen Schlafes erlaubt. Es sind die aktiven, von denen es in Amerika mehr als genug gibt (bevor sie verbrennen), sodass dies möglicherweise die Erklärung für die Empfehlung für kurzen Schlaf ist. Im Gegensatz dazu brauchen die Yin-Typen einen längeren Schlaf und sind deshalb auch noch lange nach dem Aufwachen matt, verschlafen, wie leblos. Sie kommen morgens nur langsam in Gang. Es bietet sich der Vergleich mit dem Auto in der Garage an, bei dem wir zwar den Motor über Nacht abgestellt haben, der Motor nun aber am Morgen kalt ist, schlecht anspringt, nur langsam mit Aussetzern fährt, da das Getriebe nicht gut geschaltet ist und die Verbrennung …

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Gegenmaßnahmen

„Gehe, bevor du dich Schlafen legst, einige Male um dein Haus,“ rät eine chinesische Lehre zur Lebensführung. Vor einer ordentlichen Regeneration sollte der Kreislauf der Energie Qi noch einmal in Zirkulation gebracht werden. Nicht mit irgendeiner drastischen oder aufrüttelnden Methode, die uns vor dem Schlaf hetzt und die letzten Reste der dahinsiechenden Energie Qi verbrennt, sondern nur ein Spaziergang, nur ein Durchatmen an frischer Luft. Es ist uns bewusst, dass das, was in China einfach geläufig und normal war, sich nicht auf unsere Verhältnisse in der Großstadt übertragen lässt – die frische Luft ist nicht mehr das, was sie einmal war. Trotzdem gehört ein abendlicher Spaziergang zum Besten, was wir vor dem Schlafengehen für uns selbst tun können. Während des Spazierganges atmen wir tief durch und bemühen uns bewusst, nicht mehr an die Erlebnisse des Tages und an das, was uns morgen erwartet, zu denken. Es ist nicht leicht und normalerweise müssen wir uns mit verschiedenen Tricks helfen. Zum Beispiel können wir uns immer wieder vorsagen: „In diesem Augenblick kann ich sowieso nichts machen, was die Situation ändern würde, und ich werde auch während der ganzen Nacht keine Möglichkeit dazu haben.“ Jeder, der sich der Schädlichkeit von Schlafmangel bewusst ist, findet mit der Zeit seinen eigenen Weg, wie er die unsteten Gedanken zur Ruhe bringt. Häufig sind zur Beruhigung aber auch weitere Maßnahmen notwendig.

„Lege dich nicht mit vollem Magen schlafen.“ Wieder eine der nahezu nicht erfüllbaren Forderungen. Weshalb stört ein voller Magen den ruhigen Schlaf? Wie schon erwähnt wurde, zieht sich die in den Bahnen unter der Oberfläche des Körpers zirkulierende Energie nach dem Hinlegen ins Innere zurück, um sich dort zu regenerieren, auszuruhen und aufzutanken. Für diesen Tauchgang muss die Energie einen vorbereiteten und leer gefegten Weg haben, der an sich schon kompliziert und verschlungen genug ist. Sie strömt nach und nach um verschiedene Organe und Systeme. Stellen sich auf diesem Weg Hindernisse in den Weg, kommt es zur Störung der energetischen Wanderung ins Innere des Organismus. Der Teil der Energie, der nicht nach Innen durchgedrungen ist, bleibt an der Oberfläche aktiv, wie das am Tag der Fall ist. Nach Ansicht der chinesischen Medizin gibt es kein Hindernis, das von der Energie mehr gefürchtet ist, als ein voller Magen. So erklärt sich, warum viele Menschen, die sich direkt nach dem Essen hinlegen, wilde Träume oder Schlafstörungen haben. Zum Glück kann man diesen Zustand nicht allgemein feststellen. Bei vielen Menschen findet die Energie auf ihrem Weg verschiedene Verbindungen, wie sie zu ihrem ersehnten nächtlichen Ziel gelangt. Sie richtet sich nach der chinesischen Redensart: „Stößt das Wasser auf einen Berg, so bemüht es sich nicht hinaufzuklettern, sondern umgeht ihn.“ Je besser ein Mensch mit Energie ausgestattet ist, desto mehr Ausschweifungen kann er sich erlauben, wie zum Beispiel sich den Bauch vor dem Schlafengehen zu füllen. Je offensichtlicher aber qualitative und quantitative Störungen werden, desto leichter gerät der Mensch aus den Gleisen des gesunden Zustandes und desto mehr sollte er die oben genannten Maßnahmen einhalten.

Sie können nun einwenden, dass es viele Menschen gibt, die nach dem Essen schläfrig sind und sich nach dem Mittagessen ihr „Viertelstündchen“ gönnen. In diesem Fall handelt es sich aber nicht um den klassischen Weg der Energie in den Organismus, denn die Nacht kennt kein „Viertelstündchen“. Hierbei handelt es sich um eine völlig andere Ursache guten Schlafes. Das schwere und ausführliche Mahl rief eine totale augenblickliche Erschöpfung sämtlicher Energien hervor, die in das Verdauungssystem gesandt wurden, um dort die Nahrung zu verarbeiten. Die Verarbeitung der Nahrung ist ein aktiver Prozess und je schwerer und schlechter verdaulich, desto mehr Energie wird verbraucht. Da die Energie aktiv ist, also dem Yang zugehörend, ruft ihr augenblicklicher Verlust genau diesen Aktivitätsabfall hervor. Die Kraft verlagert sich auf die Verdauung und steht nicht mehr für den Geschirrabwasch, das nachmittägliche Plaudern oder das Offenhalten der Lider zur Verfügung. Aus chinesischer Sicht ist diese Angewohnheit nicht allzu lobenswert, da uns in diesem Fall das Essen nicht mit Energie versorgt, sondern sie erschöpft. In der gut bürgerlichen Küche ist dies nichts Ungewöhnliches.

Überfüllung des Kopfes mit Erlebnissen und Befürchtungen und eine Überfüllung des Magens sind nicht gerade die besten Freunde ruhigen Schlafes. Deshalb raten die chinesischen Therapeuten auch, mit dem Zuschlagen der Bürotür aufzuhören den Kopf und mit Sonnenuntergang den Magen voll zu stopfen. Zu asketisch? Ist Ihre Energie Qi in Ordnung, müssen Sie nicht allzu streng mit sich sein. Ist sie aber nicht in Ordnung und suchen Sie einen Weg aus diesem unangenehmen Zustand, so gehören diese Ratschläge zu denen, die in die richtige Richtung führen.

Kräutermischungen bei Schlafstörungen

Es existiert auf der Welt eine unüberschaubare Anzahl von Kräutern und Pflanzenauszügen zur Verbesserung des Schlafes. Die chinesische Medizin unterstützte wiederum die Volksweisheit mit ihrer ausgedehnten taoistischen Philosophie und medizinischen Theorie und teilte die Kräuter nach ihrer Wirkung in Gruppen ein. Wirken sie hauptsächlich auf das Herz oder auf die Leber? Ernähren sie das Yin oder das Blut? Haben sie einen beruhigenden Effekt oder wirken sie gegen Stress? Die bekannteste Gruppe ist die der sogenannten an-shen-jao-Kräuter, die den Geist beruhigen. Die Beruhigung findet aber nicht durch Unterdrückung statt, denn damit hätten früher die Ärzte am Hof keinen Erfolg und wahrscheinlich nicht die nötige Ruhe gehabt, um ihre Lehrbücher zu schreiben. Immerhin konnte der Kaiser und die Adligen, die an Schlaflosigkeit litten, sich nicht der Freude und den aus ihrer Position hervorgehenden Pflichten entsagen. Auffällig ist, das diejenigen, die mit chinesischen Kräutern ihre Schlaflosigkeit behandeln, bei Kontrollen bestätigen, dass zusammen mit der Verbesserung des Schlafes auch eine Verbesserung der Tagesaktivität, der Energie und der Gedankenschärfe einhergehen. Das ist dann verständlich, wenn wir uns bewusst machen, zu welchem Zweck sich unsere Energie in die nächtliche Versenkung begibt.

Zu den Vertretern dieser wirkungsvollen Kräuter gehört vor allem der Kern der wilden Dattel, der Stacheljujubensamen. Der Kern in der Größe einer Kaffeebohne schmeckt bitter-sauer bis herb. Gerade sein herber Geschmack wirkt auf die Energie zentripetal (konzentrierend). Wie ein Wassermann zieht er sie in die Tiefe zu den inneren Organen.

Eine ähnliche Wirkung hat auch der Samen der Thuja, des orientalischen Lebensbaums. Bei schweren Fällen gibt man das natürliche Mineral, von dem gesagt wird, dass sein schwerer Charakter die ungehorsame Energie, vor allem die mentale, noch wirksamer in die Tiefe zieht. Zu diesen Hilfsstoffen gehören zum Beispiel verschiedene Arten von Muscheln der Meeresweichtiere oder, für uns noch exotischer anmutend, fossile Knochen längst ausgestorbener Lebewesen. Zu diesen Knochen sagt man in China Drachenknochen und sie gehören zu den sehr beliebten Heilmitteln. Die größten Funde werden in der Provinz der Inneren Mongolei gemacht, von wo aus sie tonnenweise exportiert werden.

Die Kräuter und anderen Stoffe werden zu Mischungen kombiniert, wobei es für jede Mischung eine genaue Definition der Art der Schlaflosigkeit gibt. Erinnern wir uns an die zwei exemplarischen Beispiele: Mischung für Schlaflosigkeit des Herzens und für Schlaflosigkeit der Leber.

Die Kräutermischung Elixier des himmlischen Kaisers hat eine berühmte Herkunft. Die Zusammensetzung und Wirkung der Mischung erschien ihrem Autor im Schlaf. Es bietet sich die Paraphrase an, dass die Zinsen des Geldes Geld erzeugen, also der Schlaf erzeugt Schlaf. Die Rezeptur stellt aus chinesischer Sicht die Ernährung des Yin und des Herzblutes sicher, das durch die schnelle Lebensweise, die mentale Überlastung und Erholungsmangel am meisten belastet ist. Durch den Mangel an Yin kann das Yang nicht richtig verankert werden, das dadurch nicht sesshaft wird und einen ruhigen Schlaf verhindert. Zur weiteren präventiven Wirkung gehört der Schutz der Augen vor übermäßiger Müdigkeit. Der Autor führte an, dass jeder, der täglich mehr als zwei Stunden liest, diese Mischung präventiv einnehmen sollte. Lesen, das mit der Anstrengung der Sehkraft verbunden ist, bewirkt eine deutliche Abnahme des Yin im Herzen und in der Leber. Zum einen, um den Brennstoff für die mentalen Aktivitäten sicherzustellen, zum anderen, um die in den Augen endende Leberbahn zu versorgen. Zu den dreizehn heilenden Kräutern der Mischung gehört vor allem die frische Rehmanniawurzel, der bereits erwähnte Kern der wilden Dattel und der Thujasamen, außerdem die Wurzelknollen des chinesischen Spargels oder des Schlangenbartknollens. Diese Mischung wird bei Schlaflosigkeit des Herzens angewendet. Es handelt sich vor allem um den Mangel an Yin und des Herzblutes, weshalb der Betroffene nicht einschlafen kann. Kommt es zu häufigem Erwachen oder kann man erst gar nicht einschlafen, ist der Schlaf kurzgesagt unruhig. Häufig ist damit auch ein nächtliches Schwitzen, vor allem im Brustbereich, am Hals oder an den Händen, mit Herzklopfen verbunden. Die Füße können paradoxerweise dazu eisig sein, da sich das Yang im Körper ähnlich wie ein Feuer verhält. Wird es nicht ausreichend vom Yin reguliert, so fängt es an zu brennen und glüht, und es ist ein bekannter Faktor, dass das Feuer nach oben strahlt. Es ist, als würde es beim Entzünden um ein Stockwerk nach oben springen und nach unten gelangt nichts. Der Zustand wird als Entfesselung von Yin und Yang bezeichnet und ist in der heutigen Zeit nicht gerade selten. Achten Sie deshalb darauf, ob Sie kalte Füße und gleichzeitig ein heißes Gesicht haben.

Handelt es sich nicht um eine Erkrankung, sind Menschen mit einem Mangel an Yin im Herzen im Wesentlichen glücklich. Sie sind nämlich wegen ihres uneigennützigen Charakters ausgesuchte Gesellschafter. Dank ihres lodernden Feuers, dem die ausreichende Kühlung fehlt, sind sie sehr fleißig und unternehmungswillig, mit dem Hang, für andere zu arbeiten. Vor allem Frauen werden wegen dieser Eigenschaften von ihrem Partner sehr geschätzt. Das einzige Risiko ist leider die Tendenz dazu, dass sie leicht ausbrennen, denn sie verfügen nicht über ausreichend Brennstoff für diese erhöhte Aktivität. Deshalb kommt es von Zeit zu Zeit zu Müdigkeitserscheinungen und in den schlechteren Fällen zur eben erwähnten Schlaflosigkeit, Unruhe und Herzklopfen.

Die Mischung Freude des sich einstellenden Schlafes wird bei Schlaflosigkeit der Leber gegeben. Die Leber entspricht aus Sicht der geistigen Aktivitäten den emotionalen Erlebnissen, der Intuition und dem Unterbewusstsein. In der chinesischen Medizin wird zwischen zwei sehr häufigen Arten von Leberbeschwerden unterschieden. Die erste ist die Erschöpfung der Yin-Bestandteile, vor allem durch Stress, unangemessener sportlicher Aktivität oder ungeeigneter Ernährung. Das Gleichgewicht von Yin und Yang in der Leber ist sehr zerbrechlich, da es im energetischen Kreislauf vor allem beim Yang zu starkem Anschwellen kommt. Deshalb hat jede größere Erschöpfung von Yin ein Aufflammen des Leberfeuers zur Folge, das häufig aggressive Züge annehmen kann, was aus der allgemeinen Charakteristik der Leber als General des Organismus hervorgeht. Derjenige, der ein solches Feuer in sich trägt, ist von weitem zu erkennen, da er „Galle spuckt“. Hier lässt sich die seltene Übereinstimmung unserer volkstümlichen Bezeichnung bestimmten Verhaltens und der chinesischen Bezeichnung feststellen.

Männer, die mehr Yang haben, sind gereizt und ihre Reizschwelle ist ziemlich niedrig. Sie explodieren, schreien und da die Leberenergie steigt, treibt es ihnen die Röte ins Gesicht, in die Hände und den Kopf. Häufig kommt es zu Schwindel, Ohrenpfeifen, Kopfschmerzen und in zugespitzten Situationen zu Schlaganfällen unterschiedlicher Intensität. Hier hilft dann die Mischung „Pille des Enzian“ oder „Lockerung der gespannten Sehne“. Handelt es sich um Frauen, erreichen die Anzeichen in der Regel keine solche Intensität, da sie von Natur aus mehr Yin-Energie haben. Um so mehr wählen sie den zweiten Typ der Leberbeschwer- den. Die Mischung Beruhigung der gekräuselten Oberfläche ist für den zweiten Typ der Energieblockade in der Bahn und dem Organ der Leber geeignet. Diese wird durch Situationen hervorgerufen, bei denen wir es nicht schaffen, die sich auf uns zu wälzenden unangenehmen Erlebnisse abzustoßen und sie in uns ersticken. Dadurch wird der freie Energiefluss erheblich eingeschränkt. Es reicht einen Menschen in dieser Situation anzusehen, und es wird sofort klar, was er durchlebt. Er steht erstarrt, zusammengezogen, kann nicht ein- atmen, fühlt Enge auf der Brust oder um den Magen.

Beide Beschwerdearten können sich gegenseitig überdecken und die eine den Verlauf der anderen verschlechtern.

Schließlich leben wir nicht im Glashaus und nur selten treten unkomplizierte Krankheitsbilder auf. Eine falsche Leberfunktion in der Nacht verhindert die ungestörte Rückkehr der Energie und deren Regeneration. Es handelt sich nicht um dieselbe Art der Schlaflosigkeit wie beim Herzen. Hierbei wälzt man sich wild im Bett, schreit im Schlaf, knirscht mit den Zähnen. Bei der Energieblockade ist häufiges Seufzen typisch. Dabei handelt es sich nach Ansicht der chinesischen Medizin um die Bemühung des Organismus durch tiefes Ein- atmen, zu dem er sonst nicht fähig ist, diese Blockade zu zerstören und erneut den ungehinderten Energiefluss herzustellen.

Die Zusammensetzung der Kräutermischung wird am Ende dieses Buch detailliert beschrieben. Erinnern wir uns daran, dass die Mischung für die Leber die benötigte Ernährung von Yin sicherstellt und die energetischen Blockaden beseitigt. Außerdem verbessert sie die Verdauung, wodurch die Herstellung von Energie aus Lebensmitteln unterstützt wird, da diejenigen, die an einer langfristigen Blockade leiden, früher oder später ein energetisches Defizit aufweisen. Dieses Defizit verschlechtert dann die schon schlechte Widerstandsfähigkeit gegen ungünstige äußere psychische Erlebnisse. Ernährung, Unterstützung der Widerstandsfähigkeit und gleichzeitige Befreiung sind aus Sicht der chinesischen Medizin der einzige Weg, der aus dem Teufelskreis herausführt. Der Betroffene gewinnt dadurch eine Art materielle Unterstützung für neue Betrachtungsweisen der Situation. Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Es ist leichter, den Verlauf eines Flusses zu ändern oder Berge zu versetzen, als dass der Mensch seinen Charakter ändert.“ Wir verändern also nicht den Charakter, sondern dank des besseren Gefühls der inneren Kräfte ändert man den Blick auf die Umwelt. Von hier aus ist es nur noch ein kleines Schrittchen bis zum ruhigen Schlaf – ohne eine wild gewordene Herde von Pferden im Kopf.