Rückenschmerzen

Ein und dieselbe Wurzel der Beschwerden

Rückenschmerzen, Schmerzen der Hüfte oder Kniegelenke, Verletzungen wie Brüche und Verrenkungen, Knochenwucherungen oder auch Arthrose – das alles sind Erkrankungen des Bewegungsapparates. Die Chinesen bemühen sich auch hier, wie übrigens bei allen Erkrankungen, nicht nur die Folgen, sondern vor allem die Ursachen zu behandeln. Kälte, Feuchtigkeit und Wind beteiligen sich an der Blockade der Energie, wegen der wir dann die Schmerzen im Rücken oder in den Gelenken spüren. Im Gegensatz dazu kann die ständige Abnahme der Nierenenergie, unserem Lebenslicht, Knochenwucherungen verursachen. Wachstumsschmerzen bei Kindern werden dadurch hervorgerufen, dass die Essenz der Nieren nicht ausreichend ergänzt werden kann. Deshalb können auch die Pflanzenpräparate nicht nur bei einer Erkrankung eingesetzt werden, denn die Ursache unterschiedlichster Beschwerden stammt häufig von derselben Wurzel.

Rückenschmerzen

In unseren Breiten gibt es wohl niemanden, der nicht ab und zu über Rückenschmerzen oder Beschwer- den mit den „Bandscheiben“ klagen würde. Nach der traditionellen chinesischen Medizin verläuft entlang des Wirbelsäulenkanals symmetrisch die Bahn der Harnblase, die mit der Nierenbahn verbunden ist. Die Nierenbahn ist die wichtigste im Körper, denn die „Nieren“ sind nicht nur zwei bohnenförmige, im Becken- raum gelagerte Gebilde, sondern sie sind die „Wurzel“ aller übrigen Bahnen im Organismus. In den Nieren liegt nämlich die angeborene Essenz Jing verborgen, die wie eine Reserve des Organismus bei allen größeren Anstrengungen wirkt und gleichzeitig von Generation zu Generation übertragen wird. Wie die Essenz Jing und damit auch die Qualität der Reserven beschaffen ist, die wir bekommen, hängt von mindestens drei Generationen vorher ab, wie sie lebten und wie sie ihre Reserven für „schlechtere Zeiten“ schützten. Es gibt Menschen, die wortwörtlich die Essenz hinaustreiben und vergeuden, die ihnen dann im späteren Leben fehlt. Das ist auch ein Grund, warum wir heutzutage auf so viele relativ junge Menschen treffen, die an chronischen Rückenschmerzen, Gelenkbeschwerden, vorzeitigem Ergrauen und Haarausfall leiden. Es handelt sich vor allem um Männer und ich habe die Befürchtung, dass die Mode der jungen Männer, kahlrasiert zu gehen, eher aus einer gewissen Not heraus geboren wurde. Im Gegensatz dazu war im alten China ein schwarzes dichtes Haar im Alter ein Zeichen guter Gesundheit und somit einer guten Qualität der Nierenessenz Jing. Diese Essenz lässt sich nur sehr schwer erneuern. Sie lässt sich nur verbrauchen und es liegt an uns, wie schnell sie abnehmen wird. Ab dem 40. Lebensjahr nimmt sie bei jedem Menschen allmählich ab, weshalb auch in diesem Alter am häufigsten verschiedene chronische Beschwerden auftreten, verbunden mit der Nierenbahn und deren Essenz Jing. Die Nierenbahn ernährt alle Knochen, Zähne und Haare und deshalb beziehen sich auch die verschiedenen Knochenschmerzen einschließlich ihrer Deformationen auf die Nierenbahn. Im Kindesalter sind es vor allem die Wachstumsschmerzen zwischen dem 5. und 15. Lebensjahr. Die Kinder klagen über dumpfe Schmerzen, vor allem der unteren Extremitäten, und das vor allem nachts oder bei Belastung. Häufig treten auch sog. Knochenentzündungen, wie z.B. am Schienbein unterhalb des Knies auf, was meist durch Einschränkung von Sport und Acylpyrin in der Nacht geregelt wird. Dieser Zu- stand hält ein bis zwei Jahre an und verschwindet meist spontan.

Immer häufiger tritt die Scheuermann´sche Krankheit auf, die in der westlichen Medizin als mangelhafte Ausbildung der Knorpel der Brustwirbelsäule mit nachfolgenden Schmerzen der Wirbelsäule in diesem Bereich definiert wird. In der traditionellen chinesischen Medizin wird es wiederum durch eine Schwächung der Nierenbahn verursacht, die es nicht schafft, alle Knochen im Körper ausreichend zu ernähren. Wie schon gesagt, sind die Nieren die Wurzel des Baumes. Ist die Wurzel schwach, vertrocknen die Äste und Blätter. So können wir uns am besten vorstellen, wie die Behandlung verläuft. Zuerst muss die Wurzel gestärkt werden und erst dann „raffen sich die Äste und Blätter auf“. Daraus geht auch hervor, dass die Behandlung nicht eine Woche und nicht einen Monat dauert, sondern meist 3 – 6 Monate, je nach Ausgangszustand und Schwächung der Essenz Jing in den Nieren. Aus der eigenen Praxis kann ich nur bestätigen, dass sich Kinder am besten und schnellsten heilen lassen, da sie noch nicht so stark „belastet“ und erschöpft sind wie die Erwachsenen.

Ähnlich werden auch die verschiedenen Knochenwucherungen (Exostosen, Osteophyten), die sich nach dem 40. Lebensjahr zeigen, durch Stärkung und Ernährung der Nierenbahn behandelt. Nach der traditionellen chinesischen Medizin entstehen sie dadurch, dass der „Saft des Baumes“ im Alter austrocknet und verschiedene Produkte des Stoffwechsels aus der Peripherie nicht mehr ableitet, weshalb sie sich dort an- sammeln und „zwecklose“ überflüssige Knochen bilden, wie man im Volksmund häufig sagt. Dazu gehören auch der Fersensporn sowie Wucherungen an der Innen- und Außenseite des Ristes. Es gibt wohl kaum einen Menschen über 40 Jahre, der auf dem Röntgenbild bei Rückenschmerzen nicht den Befund größerer oder kleinerer Knochenwucherungen an den Wirbelkörpern hätte, die entweder nach außen auf die Muskeln oder nach innen auf den Wirbelsäulenkanal drücken und die bekannten langanhaltenden Rückenschmerzen verursachen. Viele Leute gehen wiederholt zu Bestrahlungen, Lasertherapie oder operativen Resektionen, aber die Wucherungen wachsen wie die Köpfe des siebenköpfigen Drachens immer wieder nach. Nach Ansicht der chinesischen Medizin muss die Nierenbahn gestärkt werden. So kenne ich auch Leute, die sich wieder- holt einer Bandscheibenoperation unterzogen (einer sogar 11x), die Schmerzen aber früher oder später immer wieder auftraten, oder aber der Bandscheibenvorfall um ein oder zwei Wirbel höher oder niedriger zu finden war. In dem absoluten Stadium der Erkrankung, wenn es bereits zur Einklemmung kam und es keinen anderen Weg der Hilfe mehr gibt, ist die Operation natürlich am richtigen Platz. Wichtig ist es aber, die Rückenmuskulatur für die Zukunft zu stärken, die schwachen Bänder und Sehnen zu stärken und zu ernähren, die Wirbel zu festigen und allgemein präventiv die Nieren langfristig (ich möchte nicht lebenslänglich sagen) zu stärken, um so Rückfällen vorzubeugen. Die traditionelle chinesische Medizin ist in erster Linie eine Medizin der Vorbeugung. Andernfalls kommt es zum Teufelskreis – die schwache Nierenbahn ernährt die Knochen (Wirbel) nicht, die sich ausbeulen, schwächen die Elastizität der Muskeln, Bänder und Sehnen entlang des Wirbelsäulenkanals, und so verschiebt sich die Bandscheibe noch mehr. Sie drückt auf den Wirbelsäulenkanal und verursacht grausame Schmerzen, womit sich der Teufelskreis schließt. Wenn es nun schon so weit gekommen ist, so wäre es gut, nach der Operation die Kräutermischung Vernichtung des Elefantenknochens zu nehmen, die auch bei allen übrigen oben beschriebenen Beschwerden hilft, das heißt bei Knochenwucherungen und Wachstumsschmerzen bei Kindern. Zusätzlich zu der Kräutermischung wäre auch Gymnastik gut, wie zum Beispiel die langsame chinesische Gymnastik Qi Gong. Durch die regelmäßige Gymnastik kommt es zur Zirkulation von Qi und Blut, zur Belebung der Peripherie, Stärkung und Festigung bestimmter Bereiche, zur Lösung kleinerer Blockaden, die tagtäglich entstehen. Aber es finden sich natürlich nur wenige Menschen, die sich in der Hetze des Alltags morgens und abends jeweils 10 Minuten Zeit für Gymnastik nehmen. Diese Gymnastik ist vor allem präventiv anzusehen bzw. dient sie nach Erkrankungen der Stabilisierung des Zustands. Die beste Prävention ist nach Ansicht der chinesischen Medizin der goldene Mittelweg: Geist und Körper in einem bestimmten Gleichgewicht und Harmonie erhalten, sich nicht überspannen, sich keinen Extremen aussetzen, nicht bis zum Maximum gehen, nicht alles gleich und sofort wollen; nicht nach dem Motto, was ein anderer schafft, das schaffe auch ich und auch nicht meinen, wenn ich etwas mit 20 Jahren ausgehalten habe, muss ich das mit 40 auch noch aushalten – kurz gesagt, lernen, auf seinen Körper zu hören und sich seinem Verstand zu beugen.

Ursachen für Rückenschmerzen, die in ihrer Folge die Nieren schwächen und dadurch wiederum Rückenschmerzen verursachen, gibt es nach Ansicht der traditionellen chinesischen Medizin viele. Die häufigste Ursache in Westeuropa ist die übermäßige physische Arbeit, die gleichzeitig die Beckenmuskulatur wie auch das Qi der Nieren schwächt und somit den Teufelskreis schließt. Im akuten Stadium treten dann starke Rückenschmerzen auf, die das Ergebnis einer lokalen Stagnation von Qi und Blut wie auch einer übermäßigen physischen Arbeit sind – der klassische Hexenschuss zum Beispiel nach dem Heben schwerer Lasten, beim Sport, Gymnastik usw. Die traditionelle chinesische Medizin empfiehlt keine übermäßige Stärkung mit Hanteln, schnelle Aerobic, Ballett oder eine sportliche Spezifizierung im frühen Kindesalter, denn das alles belastet die Beckenmuskulatur, schwächt das Nieren-Qi und vergrößert so den Raum zwischen den Wirbeln in der Lendenwirbelsäule. Daraus geht hervor, dass alle Sportler und Kinder mit übermäßiger Belastung präventiv die Kräutermischung Vernichtung des Elefantenknochens einnehmen sollten. Eine weitere Ursache für Rückenschmerzen kann auch übermäßige sexuelle Aktivität sein, die das Nieren-Qi schwächt, wodurch dann die Rückenmuskulatur nicht mehr ausreichend ernährt und gestärkt wird. Diese Ursache aber führt immer nur zu chronischen Rückenschmerzen, niemals zu akuten.

Schwangerschaft und Geburt schwächen auf bestimmte Weise immer auch das Nieren-Qi. Es liegt aber an der körperlichen Konstitution der Frau, an einem ausreichenden Abstand zwischen den einzelnen Geburten, an ordentlicher Ernährung und Erholung nach der Geburt usw. Auch die Invasion äußerer Kälte und Feuchtigkeit erschöpft das sogenannte Lebensfeuer Ming Men, das in den Nieren angesiedelt ist und sich zur Kompensation und Erwärmung der äußeren Kälte und Feuchtigkeit „verbraucht“ und dann später im Körper fehlt, um den Organismus auch weiterhin vor diesen ungünstigen äußeren Ursachen zu schützen. Diese gelangen dann sehr leicht in den Körper und siedeln sich in den Muskeln und Sehnen entlang des Wirbelsäulenkanals an. Am häufigsten passiert das, wenn sich die Leute nicht entsprechend anziehen, zum Beispiel ein Minirock im Winter und bei kaltem Wetter oder der Sportler, der schwitzt und anschließend das verschwitzte Dress am Körper trocknen lässt, ebenso wie die Schwimmer, welche die nassen Badeanzüge an sich trocknen lassen. Ein eigenes Kapitel bilden die Angler, Jäger und Arbeiter, die bei jedem Wetter draußen arbeiten. In diesem Fall wird empfohlen, die Kräutermischung Festigkeit des Palastpfeilers zu geben, welche Morgenkälte, Feuchtigkeit und Wind eliminiert und gleichzeitig das Ming Men der Nieren stärkt. Sie wird über mindestens drei Monate angewendet.

Die letzte, ziemlich neue Ursache für Rückenschmerzen ist der Verlust physischer Belastbarkeit, die durch einseitige Belastung verursacht wird. Meistens ist es das Sitzen im Büro, vor dem Fernseher oder PC oder längere Autofahrten, und das alles ohne die entsprechende Kompensation. Dadurch erschlaffen die Bänder, Sehnen und Muskeln, was wiederum zu chronischen dumpfen Rückenschmerzen führt. Nach solchen Belastungen wird sanfte langsame Gymnastik (am besten Ba Duan Jin – die 8 Brokatteile) in Kombination mit der Mischung Vernichtung des Elefantenknochens empfohlen. In China gibt es weniger Autos, somit auch nicht so viele Rückenschmerzen dieser Ursache, denn die meisten Chinesen fahren mit dem Fahrrad oder gehen zu Fuß. Täglich ein 20-minütiger Spaziergang an der frischen Luft ist immer noch die beste Prävention gegen Rückenschmerzen.