Schwangerschaft und TCM

Drei Fässer

Immer häufiger tritt heute das Problem auf, ein Kind zu empfangen, es auszutragen und gesund zur Welt zu bringen. Es scheint, als würde mit steigendem Niveau der Lebensverhältnisse auch direkt die Qualität unserer Population sinken. Die Unfähigkeit ein Kind zu empfangen ist aus Sicht der chinesischen Medizin vor allem mit einem Mangel an Blut und der Nieren, einem Mangel an physiologischem Feuer Ming Men in den Nieren verbunden, das den Organismus auf Betriebstemperatur „erwärmt“. Die funktionelle Sterilität der Frau (im Gegensatz zur organischen, die durch organische Bewerden wie z.B. Verwachsungen, Fehlen der Eierstöcke, angeborene Erkrankungen verursacht wird) können wir uns wieder anschaulich vorstellen: Wenn Sie ein Samenkorn in die Erde setzen möchten, die im Vorfeld nicht ausreichend kultiviert, gepflügt, gedüngt und gegossen wurde, so wird das Samenkorn überhaupt nicht angehen und keimen, da die Erde trocken und unfruchtbar ist. Genauso ist es bei einer Frau, die an einem Blutmangel in der Gebärmutter leidet und deren Feuer in den Nieren schwach ist, da beide die Qualität des Terrains beeinflussen, in dem der Samen angehen soll. Hat nun eine Frau Probleme mit der Empfängnis, die eben durch einen Blutmangel und Mangel an Nierenfeuer verursacht wird, empfiehlt die traditionelle chinesische Medizin die Kräutermischung Belebung des Zinnoberfeldes. Wie schon die Bezeichnung andeutet, bereitet sie den Boden für die Saat. Diese Ursache ist die häufigste, die sich durch Blässe, Frösteln, Beckenschmerzen und eine schwache unregelmäßige Periode ausdrückt.

Alles um die Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt hängt sehr eng zusammen und bedingt sich gegenseitig. Je besser der Ausgangszustand ist, desto besser sind auch die Bedingungen für die nachfolgende Etappe und für die Gesundheit der Mutter und des Neugeborenen.

Bei der Empfängnis eines Kindes stehen nach den Lehren der chinesischen Medizin drei kleine Fässer: die Essenz Jing des Mannes, die Essenz Jing der Mutter und das Geschenk des Himmels. Die feinmaterige Energie von Mann und Frau vermischt sich, wodurch der daraus hervorgehende Gesundheitszustand und die allgemeine Widerstandsfähigkeit des Nachkommen letztlich bestimmt wird. Was aber ist unter dem Begriff “Geschenk des Himmels“ zu verstehen? In unserer heutigen Zeit ist der Hang zur Poesie nicht mehr so groß wie damals im alten China und deshalb würden wir als bedeutungsmäßig am treffendsten den Begriff – mögen es uns die alten Meister verzeihen – Zufall ansehen. Es ist eine nicht messbare Kraft, die erklärt, warum Eltern, die beide eine angeknackste Gesundheit haben, ein Kind bekommen, das vor Gesundheit strotzt und umgekehrt, und die auch erklärt, warum es so große Unterschiede im Charakter von Geschwistern gibt, obwohl sie doch alle aus dem selben Nest stammen. Die Chinesen behaupteten, dass sich alle Fässer beeinflussen lassen, und deshalb achteten auch zukünftige Eltern, die sich ein Kind wünschten, schon vorher auf ihre Lebensweise. Wer konnte es sich schon erlauben, kranke Nachkommen zu haben? Wie sollte das Familienhandwerk überstehen, wer würde im Alter für die Eltern sorgen, wie sollten sie schwere Zeiten, Umzüge, Kriege … überstehen? Unter richtiger Lebensführung verstand man Diätmaßnahmen, Alkoholabstinenz und Verzicht auf Geräuchertes, die Bemühung eventuelle kleinere Erkrankungen auszuheilen und Einhaltung regelmäßiger Erholung, sowohl körperlich als auch geistig. Die Essenz Jing bedeutete nämlich die innerste Reserve des menschlichen Organismus, entstanden aus der richtigen Funktion aller seiner Bestand- teile. Welche Reserven kann ein von der Arbeit ausgezehrter oder vom Stress geplagter Mensch noch bilden? Der menschliche Organismus entwickelt sich nach der chinesischen medizinischen Lehre in Zyklen. Die chinesische Medizin stellte für die Frau ein siebenjähriges, für den Mann ein achtjähriges Intervall auf. Verzichten wir auf die Erklärung der einzelnen Intervalle und konzentrieren wir uns auf das Thema Empfängnis. Der Organismus eines jungen Menschen strömt am Höhepunkt des vierten Intervalls über von Energie. Bei der Frau bedeutet dies das 28. Lebensjahr, beim Mann das 32. Lebensjahr. Diese Zeit wurde als die beste für Empfängnis und Geburt eines gesunden starken Nachkommen angesehen. Diese Zeitangabe ist nicht dogmatisch zu betrachten, sie bedeutet nicht die Aufforderung zu ungeduldigem Warten auf den 28. Geburts- tag, an dem es sich dann um 15.30 Uhr ereignen muss. Diese Angabe stellt vielmehr eine Art Ziel dar, das anzustreben günstig wäre. Eine gute Bandbreite sind noch die folgenden sieben (bei Männern acht) Jahre. Danach kommt es zu einem deutlichen Übereinkommen mit der heutigen Wissenschaft in Bezug auf Schwangerschaft, die einer werdenden Mutter nach dem 35. Lebensjahr genetische Untersuchungen empfiehlt. Außer dem Alter ist die psychische Ausgeglichenheit der zukünftigen Eltern wichtig. Sie sollten nicht hungrig sein, aber auch nicht zu viel gegessen und keine größere Mengen Alkohol konsumiert haben, weder körperlich noch psychisch erschöpft sein und es sollte sich draußen kein Gewitter zusammenbrauen. Dabei würde sich nämlich das negative Yang verstärkt ausbreiten, welches selbstverständlich auch die entstehende Frucht trifft. Ein solches Kind wird dann unter schlechten Voraussetzungen geboren, es ist hyperaktiv oder ist schon bald nach der Geburt zu Krankheiten wie Allergien, Ekzemen oder allgemein häufigen Erkrankungen verurteilt.

Manchmal kommt es bei einer Frau fünfmal hintereinander zum spontanen Abgang zu Beginn der Schwangerschaft. Ihr Organismus wehrt sich, da er zu wenig Blut hat, um noch ein weiteres Lebewesen zu ernähren. Deshalb wählt er sich von zwei Übeln das kleinere aus. Das heißt, er rettet die Mutter. Der Organismus ist in erster Linie bestrebt sich selbst zu erhalten. Reicht die Kraft nicht aus, so lässt er ganz natürlich die Frucht fallen. Wird gegen diesen Zustand physiologisch eingegriffen und beginnt man den Organismus der Frau mit künstlichen Medikamenten, Hormonen und Infusionen zu ernähren, so geht das auf Kosten der Gesundheit des neuen Lebens. Solche Kinder haben später häufig gesundheitliche Probleme.

Soviel in Kürze zum Thema Empfängnis, das sich zwar gut liest, heutzutage aber schlecht realisieren lässt. Die gefährlich steigende Zahl der Kinder, die an Allergien, Ekzemen, Immunstörungen und anderen gewöhnlichen Krankheiten unserer Zeit leiden, sind Beweis genug, um einmal gründlich über die alten Wahrheiten nachzudenken.

Nach Ansicht der chinesischen Medizin können Sie auch das Geschlecht des Kindes beeinflussen, das geboren wird. Aus der nachstehenden Tabelle kann abgelesen werden, dass das Alter der Frau und der Monat der Empfängnis für das Geschlecht des Kindes entscheidend ist. Die Tabelle hat etwa 93 – 97 % Gültigkeit und gilt nicht für Zwillinge und Mehrlingsgeburten.

Tabelle für das Geschlecht der Frucht

 

Monat

Alter
18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
Januar W M W M W M M W M W M W M M
Februar M W M W M M W M W M W M W W
März W M M W M W M M M W M W W M
April W M M W W M M W W M W W W W
Mai M W M W M M W W W W W M W W
Juni M M M W W W M M M W W M W W
Juli M M M W W M M W W M M M W W
August M M M W M W W M M M M M W W
September M M M W W M W M W M M M W W
Oktober M M W W W M W M W M M W W W
November M W M W W M W M W W W W M W
Dezember M W M W W W W M W M W W M M

 

 

Monat

Alter
18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
Januar M W M M W M W M W M W M M W
Februar W M W M M W M W M W M W M M
März M M M W M M W M W M W M W M
April W M W M W M M M M W M W M W
Mai W W W W M W M M W M W M M W
Juni W W M W W M W W M W M W M W
Juli W W W W W W M W M M W M W M
August W M W M W M W M W M M W M W
September W W W W M W M W M W M M W M
Oktober W W W W M M W M W M W M M W
November W W M M M W M W M W M M W M
Dezember M M M M M M W W W M W M W M

Über die Berechnung der fruchtbaren Tage und das Geschlecht des Kindes wetteifern eine ganze Reihe von mehr oder weniger seriösen Methoden. Im Computer fand ich irgendwann einmal so ein „fachmännisches“ Programm, bei dem ich nach Zerlegung der Algorithmen feststellte, dass das Geschlecht nach dem geraden oder ungeraden Additionsergebnis der Ziffern des entsprechenden Datums bestimmt wurde und eventuell nach der Zeit der Empfängnis. Es ließe sich heutzutage bestimmt auch eine ganze Reihe von Anhängern der Numerologie finden, die sicherlich auch diese Methode verteidigen würden. Die meisten der modernen  Methoden gehen eher von astrologischen Quellen aus. Als „Schuldiger“ des konkreten Geschlechts wird normalerweise die Position von Mond, Sonne, Erde oder anderen Planeten, oder gar der Sterne zur Zeit der Empfängnis bezeichnet. Bei den fortgeschrittenen Verfahrensweisen sind es dann auch irgendwelche Kombinationen günstiger und ungünstiger Positionen zueinander.

Eine der traditionellen Methoden, die zur Errechnung der optimalen Befruchtungszeit bei Frauen und dem Geschlecht des Kindes angewendet wird, ist die Methode, die von der Position des Mondes zur Erde zur Geburtszeit der Frau ausgeht (Bestimmung der optimalen Befruchtungszeit) und von der Empfängniszeit des Kindes (Bestimmung des Geschlechts). Im ersten Fall geht man davon aus, dass die Frau die optimale Befruchtungszeit in der gleichen Mondphase erreicht, die zur Zeit ihrer Geburt war. Diese Phase wird mit Hilfe der sogenannten synodischen Zeit des Mondumlaufs ausgerechnet, was – vereinfacht gesagt – die Zeit ist, zu der sich der Mond beim Umkreisen der Erde in der gleichen Phase aus Sicht des Betrachters von der Erde aus befindet und diese Zeit beträgt 29,5305881… Tage (= 29 Tage 12 h 44m 2,8 s). Zur Bestimmung des Geschlechts des Kindes wird dann die sogenannte drakonische Umlaufzeit angewendet. Diese wird durch die Übertritte des Mondes über die Ellipse bestimmt, wobei während der Eintrittsphase (Übertritt in Richtung Süd – Nord) ein Sohn geboren werden soll, bei der Austrittsphase eine Tochter. Die drakonische Umlaufzeit beträgt 27,21222 Tage und als Augenblick des Übertritts der Ellipse, von dem aus die Berechung geführt wird, ist der 16.1.1972 um 23:58 Uhr.

Interessenten für ein Computerprogramm zur Bestimmung des Geschlechts nach dem genauen Geburtstag der Mutter und gleichzeitige Bestimmung der optimalen Befruchtungszeit (z.B. bei Sterilität) erhalten nähere Informationen bei der Versandfirma TCM Herbs (siehe Bund chinesischer Heilkräuter).

Entwicklung der Frucht

Der menschliche Körper ist von einem Gewirr von Bahnen überzogen, in denen die Energie Qi fließt. Mit ihrer Hilfe sichern die zugehörigen Organe den ordentlichen Betrieb dessen, was im Bereich ihres Einflusses liegt. Die Schwangerschaft wird nach chinesischer Sicht vor allem von Nieren und Leber (und den dazu- gehörenden Bahnen) beeinflusst. Diese Yin- bzw. ernährenden Organe stellen den Vorratsbehälter für Wachstum und Entwicklung der Frucht dar. Damit es nicht zu wenig ist, führen wir noch zwei Bahnen an, die zwar zu keinem Organ gehören, die aber eine enge Beziehung zur Gebärmutter und der Schwangerschaft allgemein haben. Sie nennen sich die Bahn der Empfängnis und Zentralbahn. Diese gedachten Kanäle des Energieflusses gehen vom Unterbauch aus, laufen zum Kopf hinauf und verbinden bei ihrer Zirkulation verschiedene Organsysteme. So verbindet zum Beispiel die Zentralbahn die Gebärmutter mit dem Magen und im weiteren Wortsinn mit dem gesamten Verdauungstrakt. Da sich in der chinesischen Medizin die alten guten dialektischen Begriffe nicht ganz abgrenzen lassen, was nun Materie und was Energie ist, ist es nicht verwunderlich, dass diese subtilen Kanälchen „etwas“ in den Bereich der Gebärmutter hineinleiten, was ein gebührendes Wachstum und auch entsprechende Entwicklung der Frucht sicherstellt. Nach dem zwingend notwendigen theoretischen Minimum beschreiben wir nun etwas dynamischer, was sich alles aus Sicht des chinesischen Arztes während der Schwangerschaft abspielt.

Nachdem sich die Jing-Essenzen von Mann und Frau vermischt haben, entsteht der Keim. Es kommt zu Änderungen des Energieflusses Qi in den Bahnen und deren Umleitung zur Gebärmutter. Um Verlusten des hochwertigen ernährenden Yin-Blutes vorzubeugen, stoppt der wichtigste Aufpasser über die Distribution der Energie, die Leber, dessen Verlust in Form der Menstruation. Eine Fortsetzung der Menstruation während der Schwangerschaft bedeutet einen Mangel dieser Kontrollaufsicht. In der chinesischen Medizin wurde ein solcher Zustand behandelt, denn man betrachtete es als vorteilhaft, den Yin-Verlust einzuschränken, der für die Ernährung der Frucht benötigt wird. Außerdem musste die Aufsichtspflicht der Leber verstärkt werden, die während der Schwangerschaft noch oftmals geprüft und genutzt wird. Zu den Behandlungsmaßnahmen gehörten die Einschränkung physischer Anstrengung, da es dabei zur Abnahme der Energie Qi kommt und es wurden saure Speisen empfohlen. Der saure Geschmack hat zwei gute Eigenschaften, die zu diesem Zu- stand passen. Zum einen stärkt er die Leber, den wichtigsten Aufseher über die Verteilung und andererseits zieht der saure Geschmack zusammen, wirkt zentralisierend, wodurch er hilft, die Sachen an ihrem Platz zu halten und Verlusten vorzubeugen.

Die Umverteilung der Nahrung in Richtung Gebärmutter ruft deren Anwachsen hervor, wodurch wiederum ein gebührendes Wachstum und Entwicklung des Untermieters ermöglicht wird. Bei richtiger „Füllung“ des Bereiches mit Energie und Nahrung entwickeln sich bestimmte Anzeichen eines energetischen Wohlbefindens in den Bahnen, welche die Gebärmutter durchlaufen. Dies sind die bereits erwähnte Bahn der Empfängnis und die Zentralbahn. Die Empfängnisbahn durchläuft die Mitte des Bauches nach oben und bei diesem Kreislauf zeigt sich ein brauner Streifen, der typischerweise bei schwangeren Frauen beobachtet wird. Die zweite, die Zentralbahn, läuft durch die Mitte des Bauches nach oben und dann weiter entlang der Speiseröhre zum Hals und Kopf. Kommt es zu Anfang der Schwangerschaft zu einer plötzlichen Füllung dieser Bahn mit Energie, kommt es zur sogenannten Blockierung. Die Energie fließt darin nicht mehr frei, alles sammelt sich um die Gebärmutter herum, die durch ihr Anwachsen zur allgemeinen Verstopfung des Kanals ebenfalls beiträgt. In Anbetracht dessen, dass diese Bahn den Magen durchläuft, ruft deren Undurchlässigkeit auch eine „Undurchlässigkeit“ des Magens hervor. Die Chinesen betrachten alles über Vergleiche und den Kreislauf der Energie Qi. Wird die Energie im Magen blockiert, ist es nicht möglich, auch nur irgendetwas davon zur weiteren Verarbeitung nach unten zu schicken. Es tritt das wohlbekannte Schwangerschaftserbrechen ein. Einen mäßigen Verlauf tolerierte die chinesische Medizin, bedeutete es doch eine gute Füllung und Ernährung dieser richtigen Bahnen. War das Erbrechen aber sehr stark oder wirkte es allgemein ungünstig auf die Frau, führte es am Ende gar zur Gewichtsabnahme, so war das ein klares Zeichen für einen therapeutischen Eingriff. Als diätetische Maßnahme wurde wieder etwas Saures empfohlen. Half das auch nichts, so wurde eine Kräutermischung nach dem individuellen Stand zubereitet. Bei deren Zusammenstellung wurde auch berücksichtigt, ob in der Vergangenheit schon Verdauungsprobleme aufgetreten waren, die sich durch die veränderte Situation nur akzentuierten. Sehr oft enthielten diese Mischungen den oberflächlichen Teil der Bambuswurzel, ein in der Schwangerschaft sehr hoch geschätztes Mittel. Übrigens hat wohl kaum einer von uns schon eine schwangere Pandabärin gesehen, die erbrochen hat.

Die Bemühung des Organismus, alles Notwendige im Körper zu erhalten, wird durch die Ansammlung von Flüssigkeiten belohnt, vor allem in den entsprechenden Bahnen und Bereichen. Die Flüssigkeit ist zum einen in Form des Fruchtwassers, andererseits in Form allgemeiner mäßiger Ansammlung zu erkennen. An der chinesischen Medizin ist interessant, dass sich diese Ansammlung gut über die Qualität des Pulses beurteilen lässt, der gleitend wird. Es ist nicht leicht, ohne längeres Studium und Praxis seine Eigenschaft zu erfühlen. Die klassischen Werke vergleichen den gleitenden Puls mit einer Perle, die sich unter den Fingern rollt.

Es wurde eine Begebenheit aus der Frühzeit der chinesischen Medizin überliefert, bei der ein alter ärztlicher Meister gerufen wurde, um die Frau des Kaisers zu heilen, die sich nicht wohl in ihrer Haut fühlte. Da ein Normalsterblicher mit ihr nicht zu viel sprechen und eine so hoch wohlgeborene Dame nicht untersuchen durfte, bat der Arzt darum, der Patientin einen Seidenfaden um das Handgelenk schlingen zu dürfen. Aus dessen Schwingungen könne er den Puls und damit den Charakter der Erkrankung erkennen. Die launische Kaiserin, die hinter einem Paravent saß, wickelte den Faden zuerst um das Tischbein. Der Arzt nickte und sagte: „Ich entschuldige mich höflichst, aber es ist Ihrer Hoheit wohl nicht gelungen, den Faden richtig zu wickeln. Ich kann nämlich keinerlei Schwingungen erkennen.“ Daraufhin band die Kaiserin den Faden um die Pfote ihres Hundes. Der Meister zog die Augenbrauen zusammen und ließ verlauten: „Man spielt hier kein ehrliches Spiel mit mir. Nach Beendigung der Untersuchung werde ich gehen und die kaiserliche Einladung zum Mittagessen ablehnen.“ Die Kaiserin erschrak und band gehorsam den Faden um ihr eigenes Handgelenk. Der Arzt nickte zufrieden mit dem Kopf und ging zum Kaiser. Zuerst schilderte er den Verlauf der Diagnostik mit all seinen Hürden, die ihm ihre Hoheit bereitet hatte. Der Kaiser wurde ärgerlich, aber der Arzt lenkte ein: „Ärgern Sie sich nicht über ihre Gemahlin, mein Herr, ihr Verhalten kommt von ihrem Zustand. Sie ist schwanger und wird Ihnen in sechs Monaten einen gesunden Sohn gebären.“ Er verbeugte sich und bevor der überraschte Kaiser ein Wort hervorbrachte, entfernte er sich. Die Erzählung endet damit, dass es genau so geschehen ist, wie vorhergesagt. Was soll man dazu sagen? Eines ist zumindest sicher. Diesen Grad diagnostischer Kunst erreicht heutzutage wohl keiner. Auch ein guter Therapeut ist normalerweise zu- frieden, wenn er die grundlegenden 27 Pulsarten nach gebührendem und langem Tasten voneinander unter- scheiden kann. Erinnern wir uns, der Puls einer Schwangeren soll gleitend sein.

Wie geht es weiter mit der Entwicklung des gesegneten Zustandes? Langsam gewöhnt sich der Organismus an die beschriebenen Veränderungen des Energieflusses Qi in den Bahnen, was normalerweise eine Stabilisierung des Zustands mit sich bringt. Das Erbrechen, die wechselnden Launen und der Schwindel hören auf. Die weiteren Monate hängen von den Reserven ab und das vor allem von den Yin-Reserven, die aus Leber und Nieren stammen. Sind ausreichend Reserven vorhanden, klappt und entwickelt sich alles bestens. Ist die Schatztruhe erschöpft, zeigen sich Komplikationen. Wenn wir uns die gegenseitige Beeinflussung und das Zusammenspiel von Yin und Yang im menschlichen Organismus bewusst machen, wird klar, dass bei einem Mangel des einen, das andere scheinbar die Oberhand hat. In unserem Beispiel kommt es zu einem Mangel des weiblichen Prinzips Yin, das die Ernährung, Ruhe und Problemlosigkeit sicherstellt. Das entgegengesetzte Yang fängt deshalb an, sich unanständig zu benehmen und die Schwangerschaft wird nach der chinesischen Terminologie unruhig. Zu den typischen Merkmalen eines Yin-Mangels gehören Rücken- schmerzen, Schwindel, Haarausfall, Zahnfleischbluten und dumpfe Gelenkschmerzen. Das unruhige Yang ruft vorzeitige Kontraktionen der Gebärmutter, übermäßige Bewegungen des Kindes, Gefühl innerer Hitze, manchmal mit nächtlichem Schwitzen und nächtlichen Krämpfen hervor. In ernsteren Fällen kann dieses Ungleichgewicht eine weitere richtige Entwicklung der Frucht nicht mehr sicherstellen und es kommt zur Fehlgeburt. Häufig lässt sich bei Frauen, die mit einer Vorgeschichte wiederholter Fehlgeburten kommen, beobachten, dass sich während der Schwangerschaft ein bestimmtes Muster gesundheitlicher Probleme wiederholte, das dann mit einer Fehlgeburt endete. Ein Beispiel dafür ist die Anamnese einer Frau, die dreimal während der Schwangerschaft langanhaltend erhöhte Temperatur mit übermäßigem Schwitzen hatte, wobei die Ursache trotz wiederholter Untersuchungen der klassischen Medizin nicht diagnostiziert werden konnte. Die Temperatur stieg langsam an und der Zustand endete mit einer Fehlgeburt. Aus der Sicht der chinesischen Medizin stellt dieser Zustand einen sich verschlechternden Mangel des ernährenden und kühlenden Yin mit Yang-Überhang dar, der sich durch erhöhte Temperatur ausdrückt. Erreicht die Erschöpfung einen gewissen Grenzwert, schafft es das bereits geschwächte Yin nicht mehr, eine adäquate Ernährung sicherzustellen und es kommt zum freiwilligen Abgang. Von den oben angeführten Symptomen gehört das Gefühl innerer Hitze, dumpfe Schmerzen im unteren Teil des Rückens, verbunden mit einem Gefühl von Haltlosigkeit dieses Wirbelsäulenabschnitts, Krämpfe und übermäßige Bewegungen der Frucht, zu den am häufigsten beobachteten. Außer der Behandlung mit einer Kräutermischung wird auch eine Anpassung des Speiseplans empfohlen. Es sollten vermehrt erfrischende Speisen, ausreichend Gemüse, Obst und weißes Fleisch verzehrt werden. Die Frau sollte sich nicht überanstrengen und auf ausreichend Schlaf achten. Nicht empfohlen wer- den alle Lebensmittel, die das körperliche Yang erhöhen, zu denen koffeinhaltige Getränke, gewürzte Speisen und Alkohol gehören.

Jetzt noch ein Wort darüber, wie die chinesische Medizin die Entwicklung der Frucht sieht. In den frühen Stadien wird der Embryo mit dem chinesischen Wort chuang bezeichnet, was übersetzt – mit Verlaub – so etwas „Speck“ bedeutet. Man ist überrascht, wie wenig lyrisch sich auf einmal die chinesische Medizin aus- drückt. Die Bezeichnung wurde aber deshalb gewählt, weil es sich kurz gesagt um etwas Weiches, Weißes, Zerbrechliches handelt. Mit der Zeit kommt es zum Wachstum und Entwicklung der Organe. Diese sind etwa um die Hälfte der Schwangerschaft schon so entwickelt, dass sie beginnen, ihre Bahnen zu beherrschen, in die sie ihre Energie Qi senden. Und weil Qi Bewegung und Aktivität darstellt, zeigt sich dieser neue Entwicklungszustand durch Bewegungen der Frucht, welche die Mutter wahrnimmt. Sehr geringe Bewegungen deuten auf eine geringere Aktivität des Qi hin. Übermäßig starke Bewegungen signalisieren hingegen die Hyperaktivität des Yang. Am liebsten wird natürlich der goldene Mittelweg gesehen. Mit der Energie Qi hört die Frucht natürlich auf „speckiges chuang“ zu sein und bekommt einen anderen Namen, der ihn endlich fest ins menschliche Geschlecht einreiht.

Geburt und Wochenbett

Verläuft alles nach Plan und dem richtigen Zusammenspiel der Yin- und Yang-Kräfte, meldet eines Tages das körperliche Chronometer den Ablauf des zehnten Mondmonats und läutet damit die abschließende Phase der Schwangerschaft ein. Es kommt wieder zu Veränderungen des Energieflusses in den Bahnen. Die Energie wird nach unten geleitet, in die Bewegungsrichtung des Kindes. Es ist überflüssig zu betonen, dass es sich dabei um einen energetisch sehr anspruchsvollen Prozess handelt, der die Reserven und eine anschließende gründliche Rekonvaleszenz erfordert. In China wurde eine Menge von Akupunkturkombinationen und Kräutermischungen ausgearbeitet, welche einen problemlosen und möglichst schmerzarmen Geburtsverlauf sichern. Diese Kenntnisse lassen sich aber in unseren Breiten aus praktischen Gründen nur sehr schwer an- wenden.

Nach der Geburt kommt es unter dem Taktgeber Leber wieder zu einer großen Veränderung in der Verteilung des energetischen Vorrats, wobei es langsam zur Schließung der Bahnen kommt, die zur Gebärmutter führen und andere Verbindungen geöffnet werden, die zur Muttermilchbildung benötigt werden. Dieser Augenblick wurde von chinesischen Therapeuten sehr scharf beobachtet, da es sich hierbei um die Erneuerung der Yin-Reserven handelte, welche eine ordentliche Ernährung des Neugeborenen sicherstellte. Wurden diese Reserven nicht beschleunigt aufgefüllt, stellten sich Probleme bei der Milchbildung ein. Es wurde eine sehr abwechslungsreiche und nahrhafte, aber nicht belastende Ernährung empfohlen, die auf der Grundlage von eingedickten Gemüsesuppen basierte. Zu den Gewohnheiten des Volkes gehörte es, der Gebären- den ein Getränk zu reichen, das durch mehrstündiges Kochen eines alten Huhnes in Rotwein entstand. Diese breiförmige Arznei bedeutete für den Organismus eine Energiebombe, die garantieren sollte, dass immer genug Milch vorhanden war.

Im (sechswöchigen) Wochenbett wurde außer der Qualität des Stillens auch der gesamte Zustand der Mutter verfolgt, wobei wieder eine ganze Reihe bestimmter Warnzeichen beobachtet wurden, die nach Behandlung riefen. Dazu gehörte Schwindel, Gelenkschmerzen, erhöhte Temperatur, Neigung zu häufigen Brustentzündungen und die allgemeine psychische Verfassung. Jede Abweichung erforderte eine individuelle Vorgehensweise. Zu den Maßnahmen der Lebensführung gehörte eine abwechslungsreiche Ernährung und das Verbot, schwere Lasten zu heben, da die Bahnen im Unterbauch nach der Geburt noch zu weit geöffnet waren und die Energie nach dem Heben schwerer Lasten „durchfallen“ könnte. Das würde das Risiko erhöhen, dass die Organe im kleinen Becken beginnen sich zu senken.

In Bezug auf das Stillen noch eine Anmerkung. Wünschte die Mutter nicht weiter zu stillen oder war es aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich, so gehörte nach Ansicht der chinesischen Medizin der Sud gekeimter Gerste zu den bewährten Ratschlägen. Man befeuchtet die Gerste und lässt sie keimen. Wenn die Keimlinge etwa 5 mm lang sind, trocknet das Korn aus. Man kocht täglich etwa 30 Gramm mindestens 20 Minuten in einem halben Liter Wasser, seiht es ab und trinkt es nach dem Abkühlen. Dieser Vorgang kann bis zum endgültigen Abstillen durchgeführt werden.

Männer wollen auch gebären!

Wir sprechen dauernd von den Frauen, aber auch die Männer tragen ihre Kleinigkeit bei. Treten bei ihnen Probleme mit der Zeugung eines Kindes auf, so werden zwei grundlegende Störungen angeführt. Entweder sind es zu wenig Spermien oder es sind genügend, aber sie sind unbeweglich und faul. Besteht ein Spermienmangel, so ist die Yin-Essenz der Nieren schwach. Sind die Spermien faul, so fehlt das physiologische Feuer Ming Men in den Nieren, auch als Yang der Nieren bezeichnet. Es gibt noch eine dritte Möglichkeit und das ist die Kombination der beiden – wenig Spermien, die faul sind. In jedem Fall stärken wir die Nieren, und das am besten mit der Kräutermischung Geheimnis des Goldenen Schreins. Die Stärkung der Nieren ist natürlich keine Frage von ein oder zwei Wochen, sondern einiger Monate. Die Ursachen für die funktionelle Sterilität sind bei Männern und Frauen ähnlich. Vor allem ist es eine angeborene konstitutionelle Schwäche der Nieren. Insbesondere bei Frauen, deren Mütter sie im fortgeschrittenen Alter empfingen oder einer der beiden Elternteile zur Zeit der Empfängnis krank war usw. Weitere Aspekte können eine übermäßige physische Belastung, Überarbeitung, Sport im frühen Alter und nicht zuletzt auch übermäßige physische Aktivität sein. Nach Ansicht der chinesischen Medizin kommt es bei den Männern bei jeder Ejakulation zu einem Verlust der Nierenessenz Yin, die dann „fehlt“ und in den Reserven des Organismus zurückgeht. Dasselbe gilt für häufige Onanie und Masturbation, vor allem im jungen Alter (bis 18 Jahre). Dies ist auch schädlich, denn der Organismus „fährt“ zu einer Zeit auf Reserve, in der sich der Mann entwickelt und er sich diese Energie eher für schlechtere Zeiten aufsparen sollte. Es ist wie mit einem Brunnen, aus dem Sie bis zum letzten Tropfen Wasser holen, ohne zu warten, bis er sich langsam von alleine wieder füllt, um dann wieder ausreichend sauberes Wasser zu schöpfen. Ähnlich wirkt auch die häufig wiederholte Ejakulation, die den Körper in einen Teufelskreis bringt – jede Ejakulation schwächt das Yin der Nieren (Wasser) wodurch das Yang (Feuer) ein relatives Übergewicht bekommt. Sehnsucht und Leidenschaft sind mit dem Yang (Feuer) verbunden, und eine nicht unterdrückte Sehnsucht führt zu einer weiteren Ejakulation. Das Yin der Nieren (Wasser) wird noch mehr schwächt, da es sich nicht ausreichend regenerieren konnte und der Teufelskreis schließt sich. Natürlich geht diesen Kämpfern gesetzesmäßig nach einiger Zeit der Saft aus und sie werden in relativ jungen Jahren impotent. Ihre Schatzkammer plünderten sie in noch früheren Jahren. Nach Ansicht der traditionellen chinesischen Medizin sollte kein Mann mehr als 24 Ejakulationen im Jahr haben. Diese Empfehlung lässt sich dadurch umgehen, dass es zwar zur Erregung, nicht aber zu Ejakulation kommt. Nur so kann die Vitalität und Frische bis ins hohe Alter hinein bewahrt werden. Im alten China, wo sich Kaiser und Ärzte damit beschäftigten, wurden verschiedene Atem- und Gymnastiktricks entwickelt.

Kräutermischungen während der Schwangerschaft

Während der gesamten Schwangerschaft setzt die traditionelle chinesische Medizin die Kräutermischung Wachstum des Berges Tchaj ein, die sowohl die Ernährung der Mutter als auch der Frucht sicherstellt. Sie enthält Kräuter, die das Blut stärken. Viele Frauen nehmen während der Schwangerschaft verschiedene Multivitamin-Präparate, Spurenelemente, Kalzium, Magnesium, aber auch Eisenpräparate gegen Blutarmut usw. ein. Die Qualität des Blutes hängt nach Ansicht der chinesischen Medizin von der allgemeinen Qualität des „Blut-Flussbettes“ ab. Bei Blutarmut wegen Eisenmangel zum Beispiel ist es keine Lösung, nur Eisen zu geben. Das ist nur ein kleiner Baustein des Ganzen. Es ist so, als würden wir Forellen (in unserem Fall Eisen) in den Fluss einsetzen, in dem wenig Wasser ist. Nach einiger Zeit gehen sie ein und wir müssen neue einsetzen. Die Grundlage aber besteht darin, das Flussbett für die Zucht von Forellen vorzubereiten, den Wasserspiegel zu heben (Blut zu ergänzen) und somit auch die Zucht anderer Fischarten wie Hecht, Barsch usw. (Magnesium, Wasserstoff) zu ermöglichen. Genauso wie sich Kalzium, Magnesium und Eisen im Blut halten, halten sich auch Forellen, Hechte und Barsche in einem für sie günstigen Wasser, also dort, wo der Wasserpegel hoch genug ist. Genau das ermöglichen die chinesischen Kräuter. Es kommt häufig vor, dass auch zierliche Frauen, die während der gesamten Schwangerschaft die Mischung Wachstum des Berges Tchaj ein- genommen haben, ein gesundes großes Kind bei ruhigem Schwangerschaftsverlauf und Geburt zur Welt bringen.

Das Schwangerschaftserbrechen wird am häufigsten mit der Milzbahn in Verbindung gebracht. Die Kräutermischung, die in diesem Fall empfohlen wird, hat eine mehr als eindeutige Bezeichnung – Säbel des kleinen Samuraj.

Die Mischung Armband der acht Perlen enthält acht Kräuter, die das Blut ernähren und stärken, sodass sie nicht nur bei verzögertem Menstruationszyklus gegeben wird, der auf einer Schwächung des Blutes beruht, sondern auch nach der Geburt zur Stärkung der Milchbildung, nach Operationen, nach größerem Blutverlust, bei Anämie usw.